Archiv für April, 2015
Fotomarathon Dresden 2015 – oder: Wie ich Erfindungsgeist gebraucht hätte, aber keinen fand
Verfasst von Meike unter Die Fotoecke am 26. April 2015
Nachdem es mir letztes Jahr in Dresden so viel Spass gemacht hatte, stand auch für dieses Jahr der FMDD wieder im Kalender.
Unter anderem gefällt dieser FM mir auch so gut, weil man nicht löschen darf – eine zusätzliche Herausforderung, die mir als Schülerin der guten, alten Analogfotozeit sehr zusagt.
Leider musste ich meine analoge SLR in Rente schicken, weil ein minikleines Teilchen im manuellen Filmtransportgestänge gebrochen war und dieses Teil schlicht nicht mehr zu bekommen war. Naja, ehrlich gesagt mag ich meine DSLR auch sehr gerne, und es hilft ja nichts…
Also Köfferchen gepackt und freitags 500 km aus dem Bayernland nach DD angereist.
Mitreisender BEDW bot am Samstag an, mich zum Startplatz am Hygienemuseum zu chauffieren, doch ein Blick aus dem Hotelfenster hatte ergeben, dass die Strecke durchaus erlaufbar war.
Kurz nach 12 nahm ich meine 189 in Empfang
und fläzte mich dann noch ein bisschen in die Sonne, bevor es um 13 Uhr mit Ansprache, Geburtstagsständchen für einen Teilnehmer und dann eeeendlich (nach 13 Uhr! *schmoll*) mit der Themenzettelverteilung losging.
Auf A5 Zetteln, prima, das reicht an Grösse auch völlig.
Nachdem ich die Themen gelesen hatte, war der Inhalt meiner Kreativabteilung im Gehirn allerdings auch auf maximal DIN A 5 geschrumpft…
Motto: Dresdener Erfindungen
Das ging noch.
1. Scherben bringen Glück (Porzellan)
2. Mal richtig Dampf ablassen (Lokomotive)
3. Synapsenkleber (Schokolade)
4. Eine tragende Rolle (BH)
5. Gespiegelter Durchblick (Sucherkamera)
Ähm… WHAT?
„DU wolltest doch unbedingt wieder mitmachen!!!!“ smste Männe mir auf mein Themenfoto zurück.
Meine Notizen, was ich am Vortag bei der Fahrt durch Dresden wo gesehen hatte, und auch meine grundsätzliche Idee warf ich gleich mal in die Ablage P.
Startfotoidee wollte ich aber umsetzen, da ich sowieso nicht mit einer wirklich dazu passenden Themenvorgabe gerechnet hatte.
Und mehr Bilder von der Stadt wollte ich einbringen.
Wenn schon meine Ideen dem ersten Schock nach eher langweilig waren, sollte man wenigstens die schöne Stadt sehen.
Weil ich im letzten Jahr eher Probleme mit der Anreise zum Zwischenziel hatte, fuhr ich diesmal gleich rüber zum Albertplatz.
Ich brauchte für mein erstes Foto einen Brunnen, und da gibt’s in Dresden ja reichlich.
Ein bisschen sparsam und wirr lief ich am Albertplatz herum, und offensichtlich war dieser eine Brunnen da vorne etwas besonderes, denn eine Stadtführung hielt dort und erzählte längere Zeit etwas. Ausserdem schwammen da zwei einsame Erpel in Junggesellen-WG drin rum, perfekt!
Jetzt brauche ich nur noch Scherben….
Also die nahe Drogeriefiliale aufgesucht.
Erst wollte ich eine Glasschale erwerben, doch das wäre ja falsch… Scherben bringen Glück, aber keine Glasscherben! Glück und Glas, wie leicht bricht das! Auf Polterabenden nur Porzellan verwenden! Also kaufte ich einen hässlichen Blumenübertopf, dessen Zerstörung mir nicht allzu nahe gehen würde.
Da ich noch so ein bisschen meiner Gelb-Idee nachtrauerte, nahm ich noch gelb eingepackten Traubenzucker mit, eventuell für Thema 2.
Zurück an meinem Brunnen wartete ich auf eine Strassenbahn, um in deren Geräuschkulisse unauffällig den Blumenpott zu zerdeppern.
Auftritt Badeenten!
Ursprüngliche Idee war dieses Volksfestspiel, bei dem man aus einem Pool eine Badeente angelt, und je nach aufgemalter Nummer einen Preis gewinnt.
War jetzt mit dem Porzellan nicht mehr ganz umzusetzen. Es wurde nun eine Befreiungsszene… Die Badeenten fliehen aus dem zum Glück aufgeplatzten Blumenpott in den Teich!
Und die Einsamen Erpel schwammen auch noch dekorativ durch’s Bild.
1. Scherben bringen Glück (Artesischer Brunnen, Albertplatz)
Auf zu Thema 2! Ein Fitnessstudio sollte her! Dank moderner Technik im Telefon war eins in der Nähe ausgemacht. Hingelaufen, Foto gemacht, Streichergebnis. Aber hübsches Haus. Und gelbe Schrift im Logo.
2. Mal richtig Dampf ablassen (Königsbrücker Str.)
Ja, und nun zum Synapsenkleber. Da fiel mir auch im übertragenden Sinne nichts ein, wofür ich nicht ein Biologielabor gebraucht hätte. Also musste Schokolade her. Schnell im Supermarkt eine großzügige Auswahl Schoki eingekauft. BEDW freute sich übrigens sehr, vor allem die Halloren-Kugeln waren bis zum Abend Geschichte. 😉
Die Idee, den Traubenzucker einzusetzen, den ich eh schon gekauft hatte, kam mir übrigens erst auf der Heimreise…
Ich baute also ein Schoko-Enten-Stillleben mit einer dekorativen Häuserzeile im Hintergrund..
Nach dem Schuss fiel mir auf, dass ich besser die andere Optik verwendet hätte, was soll ich sagen, meine Synapsen klebten halt nicht zusammen.
3. Synapsenkleber (Königsbrücker Str.)
Ich schlenderte gemütlich zurück zum Albertplatz und nahm die nächsten Themen und Kuchen (Lecker!) entgegen. „Ah, die find ich besser!“ – „ECHT?“ Die erstaunte Rückfrage. *kicher*
Die zweite Hälfte fand ich wirklich nicht ganz so erschütternd, bis auf die 9 oO
6. Immer eine Reise wert (Reiseschreibmaschine)
7. Nur das beste kommt durch (Filtertüten)
8. ein bezauberndes Lächeln (Odol)
9. Untersetzt und angeschrieben (Bierdeckel)
10. Ziehen lassen (Teebeutel)
Für 5 und 6 wollte ich wieder in die Altstadt, auf der Carolabrücke fielen mir die vielen Krane in der Skyline auf. Und die Dinger sind auch gelb-orange. Und tragen…
Optik gewechselt, Bildausschnitt gewählt, und im Moment des Auslösens der Gedanke: „Semperoper! Tragende Rolle!“ Joa, hätten wir halt mal ein bisserl nach rechts geguckt, ne… Der Fluss trägt auch die Schiffe und äh… Ja…egal.
4. Eine tragende Rolle (Blick auf die Altstadt von der Carolabrücke aus)
Zu den Erfindungen, auf die die Themen anspielten, gab es auch immer eine Erklärung. Das konnte einerseits ablenken, andererseits aber auch Ideen bringen. Wie zum Beispiel bei der 5. Die in Dresden erfundene Kamera hatte das „Problem“, daß das Sucherbild spiegelverkehrt war.
Also wollte ich ein spiegelverkehrtes Sucherbild machen, und dafür konnte die Spiegelkonstruktion im Hotelzimmer herhalten.
BEDW guckte seiner abgekämpften, hektisch wurschtelnden Frau staunend zu, die den richtigen Winkel suchte und das halbe Zimmer umbaute, um nicht mit im Spiegel zu sein. Den Zustand nennt man beim Lauf-Marathon wohl „Runners High“…;)
5. Gespiegelter Durchblick (im Hotel 😉 )
Nachdem hier wieder meine Startnummernente herhalten musste, beschloss ich, obwohl ich es nicht wirklich wollte, zur Not die Ente als gelbes Element zu nutzen.
Aus der Not wurde Tugend und Quietschi ist nur auf 2 Bildern nicht drauf. Ich mag so offensichtliche rote Fäden ja nicht wirklich, aber bei den anspruchsvollen Themen und Regeln gab ich mich dann mir selbst geschlagen.
Die Ente ging also auf Reisen, Herausforderung war, hier nicht ständig Passanten im Bild zu haben. Da ich hinter einer städtischen Pflanzschale saß, war auch nicht wirklich zu erkennen, daß jemand ein Foto macht… Fast hätte ich hier die Kamera im Hochformat ausgelöst, aber Gott sei Dank hatte ich den „Hochkantknopf“ am Batteriegriff sowieso ausgeschaltet, damit ich nicht aus Versehen mit dem Gürtel ein Foto mache.
6. Immer eine Reise wert (Neumarkt)
Zurück zum Hotel, puh, ganz schöne Massen sind in der Innenstadt unterwegs.
Mann, Auto, Ente, Hotel und Schranke werden engagiert für „Nur das Beste kommt durch“. Sehr komplementäre Farbkomposition, gut, dass das Auto auch blau ist…
7. Nur das Beste kommt durch (Parkplatz und Eingang des Gewandhauses, Altstadt)
Männe chauffierte mich dann auch raus zu den Elbschlössern, das ging schneller als mit der Strassenbahn. War ja doch ein ganzes Stück. Irgendwie kommt mir Dresden bei jedem Besuch grösser vor *lol*
Three more to go!
Ich wollte wieder einen Brunnen haben, mit grimmmigen Wasserspeiern. Nun, ich lief drei, vier, siebenundzwölfzig von diesen Schlössern ab, was für ein inflationäres Auftreten von Architektur.
Aber allesamt hatten „nur“ relativ simple Brunnen mit Fontänen.
Hm.
Ente, Dein Einsatz! Bitte lächeln! Im Hintergrund das Lingner-Schloss.
8. Ein bezauberndes Lächeln (Lingner-Park und Schloss)
Am Fusse dieses Schlosses rannte ein junger Mann mit T-Shirt etwas verzweifelt mit seinem Smartphone im Kreis.
Ich weiss ja nicht, woran er es erkannt hat…
An der Kamera?
An der Badeente?
Am verzweifelten Gesichtsaudruck?
Am Schweiß auf der Stirn?
„Du machst doch auch beim Fotomarathon mit. Wo ist das Ziel? Ich hab kein GPS hier?“
Ha, das wusste ich, da war ich bei meiner Elbschlössertour schon dran vorbei gelaufen. Übrigens ohne an ein gewisses Zubehörteil für Thema 9 zu denken…
Für das Un-Thema auf Rang 2 hinter Synapsenkleber, „Untersetzt und angeschrieben“, nutzte ich dann, endgültig von allen guten Einfällen verlassen, das Werbefaß für ein Weinlokal, zusammen mit einem selbstgeschnitzten (statt eingesammelten) Bierdeckel.
9. Untersetzt und angeschrieben (im Lingner-Park)
Ui, nur noch ein Thema!
Das ging dann doch alles recht zügig, wie ich erstaunt feststellte.
Dank Ente hatte ich schon eine simple, aber nette Idee. Und Gewässer gab es hier in den Parks ja sehr viele.
Das Lingnerschloss diente nochmal als Dresden-Element, und ich hatte es tatsächlich geschafft!
10. Ziehen lassen (Lingner-Park)
Trotz anfänglicher Verzweiflung durchgehalten und alle 10 Themen nach den Regeln in der Zeit umgesetzt! Ich war sogar schon um 17 Uhr fertig.
Ich fühlte mich auch ziemlich genau so und auch etwas brainwashed, man zermartert sich doch ziemlich das Hirn, wenn man unbedingt kreativ sein möchte, aber genau das nicht geht.
Ohne die Löschoption gerät man leicht ins sinnlose Rumreisen, weil man immer denkt, es könnte doch noch etwas besseres irgendwo sein.
Ich hab mir sagen lassen, dass es einheimischen ziemlich genauso geht, denn die WISSEN schon gleich mehrere Sachen und können sich dann nicht entscheiden.
Da bin ich schon auf München im Juli gespannt, meinen ersten Heim-Marathon.
Im Nachhinein betrachtet war es wieder ein spannender, lustiger und auch anstrengender Tag in Dresden, auch wenn ich dieses Mal zuerst einen Themenschock hatte.
Nicht nur bei der Themenausgabe am Start fragte ich mich, was genau die Veranstalter beim Mottofindungsmeeting geraucht hatten, und waren nach Erfindung (*hahaha*) des fünften Marathons deren Gehirne auch so leer wie meins am Ziel?
Den Schädel konnte ich nicht gleich wieder füllen, aber am Ziel gab es leckeres Grillgut, und damit im Magen ging es mir gleich wieder besser.
Und irgendwie, als ich so mampfend auf meinen Chauffeur wartete, fand ich alles gar nicht mehr so dramatisch.
Ein bisschen ärgerte ich mich über ein paar suboptimale Belichtungen (digital verleitet zum Schlampen bei der Aufnahme) und darüber, dass ich mich schon wieder, trotz meiner 11. Teilnahme an einem Fotomarathon, dazu hatte verleiten lassen, in Panik auszubrechen, weil mir nicht sofort zwanzig kreative Geistesblitze kamen.
Einen Tag später sind mir auch noch jede Menge Fotoideen eingefallen, aber hinterher und ohne Zeitdruck ist man ja immer schlauer…
Nächstes Jahr bin ich wieder dabei, beim anspruchsvollsten Fotomarathon (obwohl der nur 10 Themen hat).
Danke an das ganze Team vom FMDD für die reibungslose, tolle Orga, den Kuchen, die Ideen und die Herausforderung!